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Zahnmonster

Brigitte Richter

Kinder, wisst ihr eigentlich, wie langweilig es in einem Zahnarzt-Wartezimmer ist? Ich war kürzlich in so einem Raum. Es warteten dort etwa acht Leute auf eine Zahnbehandlung. Neben mir saß ein kleiner Junge. Der rutschte aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her. Seine Mutter konnte ihn kaum beruhigen, so zappelig war das Kind. Es war sicherlich sein erster Zahnarztbesuch.
Endlich war er dran und ich hörte aus dem Behandlungszimmer den Bohrer der Zahnärztin summen. Da mir immer noch langweilig war, setzte ich meine Oma - Lesebrille auf und begann in einem Buch zu lesen.
Immer, wenn ich diese Brille aufsetze, sehe ich Dinge, die andere Leute vielleicht gar nicht wahrnehmen können. So entging mir auch nicht das kleine, grüne, etwa fliegengroße Wesen, welches blitzschnell durch die spaltbreit geöffnete Tür des Anmeldezimmers von Frau Hempel - der Zahnärztin - huschte. Es hüpfte aufgeregt auf einem Bein hin und her und jammerte immerzu mit seiner Zwergen - Piepsstimme undeutliche Worte. Die anderen Patienten hatten so mit sich zu tun, dass sie das kleine Männlein gar nicht bemerkten. Es brabbelte so etwas wie: "Mein Bein, mein Bein. Diese Frau Hempel hat in mein Bein gebohrt!"
Das ließ mich aufhorchen und ich fragte ganz leise das kleine Männlein, was es denn für Sorgen hat. "Sie hat einfach den Bohrer angesetzt und in den schönen faulen Zahn gebohrt, in dem ich es mir gerade gemütlich gemacht habe. Ich liebe faule Zähne. Dort geht es mir so richtig gut. Es wird nie langweilig darin. Besonders gefällt es mir, wenn die Kinder viel Schokolade und Kuchen essen. Dann ist für Zahnmännlein wie mich ein Feiertag." Ohne richtig Luft zu holen, schwärmte der kleine Wicht weiter: "Bei meinem letzten Freund, dem Jonas, der gerade bei Frau Hempel auf dem Stuhl sitzt, war es sooo schön. Er bekam sehr oft Schokolade, Bonbons und Eis. Süßigkeiten gab es für ihn jeden Tag. Die Zähne wurden immer brauner und fauler. Eine richtige Wohltat für mich. Ich konnte hämmern und klopfen und mit meinem Zahnmännlein-Messer pieksen."
Kichernd und etwas boshaft piepste es weiter: "Besonders gerne habe ich das in der Nacht gemacht. Wenn es Jonas so richtig weh tat, dann ist er aufgestanden und hat aus dem Nutellaglas genascht. Und weil er sich nie die Zähne putzte, war es in seinem Mund für mich wie im Urlaub."
Das Zahnmännlein redete immer mehr von faulen und braunen Zähnen, so dass es ganz seinen Schmerz am Bein vergaß. Es flüsterte mir ins Ohr, dass es ihm nicht immer so gut ging wie bei Jonas. "Vorher", sagte der Wicht, "war ich bei einigen anderen Kindern im Mund. Da habe ich es aber nicht lange ausgehalten. Die haben harte Möhren und Äpfel gegessen. Ich kam mir vor, wie in einer Mühle. Überall wurde ich gedrückt und gequetscht. Früh und abends hat mich die Zahnbürste geschrubbt. Da kann man es als Zahnmännlein ja nicht aushalten."
Nun bin ich auf der Suche nach meinen Lieblingskindern, solchen wie Jonas. Mal sehen, ob ich heute noch Glück habe."

Es huschte zur Wartezimmertür hinaus und ist hoffentlich bis an sein Lebensende auf der erfolglosen Suche nach braunen und faulen Zähnen.